In meinem Alter habe ich sowieso keine Chance mehr auf dem Stellenmarkt
Die Überzeugung, mit 50 plus seien die Chancen im Arbeitsmarkt Schweiz passé, hält sich hartnäckig. Viel wird gesprochen von inoffiziellen „Altersguillotinen“ in Organisationen, welchen Mitarbeitende bei Restrukturierungen zum Opfer fielen, aber auch davon, dass Bewerber 50+ von Unternehmen bei der Bewerbung direkt aussortiert werden.
Zum Punkt der „Altersguillotinen“: Viel war in den letzten Monaten in Wirtschafts- und Boulevardpresse davon zu lesen, dass sich die Situation entschärft habe. Aufgrund des Fachkräftemangels halten Unternehmen stärker an erfahrenen Mitarbeitenden fest und werden flexibler bei der Einstellung von Mitarbeitenden 50+.
Das können wir aus unserer täglichen Arbeit bestätigen.
Was wir ebenfalls bestätigen können ist, dass eine Benachteiligung von älteren Arbeitnehmenden im Bereich der KMU auch schon in der Vergangenheit seltener sichtbar war. Wir können schon seit vielen Jahren beobachten, dass KMU selbstverständlicher wertvolle ältere Arbeitnehmer halten und an Bord nehmen. Seit jeher sehen wir hier wenig Berührungsängste.
Nun lässt sich erfreulicherweise beobachten, wie grössere Konzerne nachziehen und offener für 50+ werden. Allerdings sind sie für ältere und erfahrene Arbeitnehmer oft gar nicht die erste Wahl. Für gestandene Spezialisten und Führungskräfte werden Werte und positive Unternehmenskulturen wichtiger und sie wählen ihre Zielfirmen bewusster nach einer Übereinstimmung mit den eigenen Werten und Zielen aus. Und hier schneiden kleinere und mittlere Unternehmen oft besser ab.
Egal ob +30/40/50/60 – wer in einem Unternehmen angestellt ist, kann sowohl jederzeit selbst kündigen als auch gekündigt werden.
Für alle Gruppen geht es deshalb darum arbeitsmarktfähig zu bleiben (Stichwort neue Technologien) und sich dessen bewusst zu sein, was sie dem Arbeitsmarkt anbieten können und wollen.
Welche Zielmärkte sind im Fokus, welche Kriterien sind für die künftigen Karriereentscheidungen massgeblich?
Für alle Altersgruppen sollte es selbstverständlich werden, intern und extern (Zielfirmen) regelmässig Netzwerkgespräche zu führen. Das sind wichtige Voraussetzungen, damit man beruflich auch nach einer Kündigung wieder schnell Fuss fassen kann.
Zusammenfassend können wir sagen: +50/60 finden derzeit auf dem Schweizer Arbeitsmarkt bessere Bedingungen vor, als noch vor einigen Jahren. Aber bereits ab 40+ braucht es andere Vorgehensweisen und Marktstrategien, um erfolgreich zu sein.
Erfolgsfaktoren sind die Erarbeitung der eigenen Erfolge und die Reflektion darüber wie diese erzielt wurden und welche Schlüsselkompetenzen die Hauptrolle spielten, die Reflektion der eigenen Werte, Motivatoren und Persönlichkeit und eine realistische Formulierung des „Was will ich“.
Eine klare Offerte (was biete ich an, was mache ich besser als andere?) für den eigenen Zielmarkt ist notwendig. Wer diese klar und deutlich formulieren kann, ist im Vorteil. Schliesslich sind gerade für Berufserfahrene der direkte Kontakt zu Entscheidungsträgern in den relevanten Zielmärkten essentiell. Stichwort „Networking“ (wir können es nicht oft genug betonen :-)) und „verdeckter Stellenmarkt“. Der offene Stellenmarkt verliert an Bedeutung für die berufliche Neuausrichtung.
„Alter“ ist unserer Erfahrung nach definitiv kein Hinderungsgrund für die berufliche Neuausrichtung. Bereits ab 40 + braucht es hierfür aber andere Strategien und zusätzliche Kompetenzen und Techniken, die jede und jeder lernen und umsetzen kann.
In diesem Sinne bleiben Sie optimistisch! Wir freuen uns schon auf Teil 3 der Mythen rund um die Stellensuche: „Ich bin für alles offen und erhöhe so meine Chancen im Arbeitsmarkt“. Stay tuned.